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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Messe-Nachbericht

Die perfekte Ergänzung zur Art Cologne: Die Art Düsseldorf hat sich als wichtige, regionale Messe für zeitgenössische Kunst etabliert. Händler loben besonders das kennerhafte Publikum

Hier wissen Sammler*innen, was sie tun



Die Art Düsseldorf verzeichnete deutlich weniger Besucher als vor der Corona-Pandemie

Die Art Düsseldorf verzeichnete deutlich weniger Besucher als vor der Corona-Pandemie

Am Sonntag ging die fünfte Ausgabe der rheinischen Kunstmesse Art Düsseldorf mit rund 20.000 Besucher*innen und damit immer noch etwa der Hälfte gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 zu Ende. Die Verkaufsschau, die etwas abseits vom Düsseldorfer Zentrum auf dem Areal Böhler in den tageslichtdurchfluteten Hallen eines ehemaligen Stahlwerks stattfand, versteht sich als „eine führende Plattform für neue Talente und vielfältige Perspektiven“. Dafür standen diesmal 95 Aussteller, darunter 35 Neuzugänge. Die Fluktuation war damit ungewöhnlich hoch. Naturgemäß war das Rheinland mit insgesamt 29 Galerien besonders stark vertreten, nur noch übertroffen von Berlin mit 30 Teilnehmern. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Österreich. Internationale Galerien kamen unter anderem aus London, Madrid, Lissabon, Kopenhagen, New York, Istanbul, Kolkata und Buenos Aires.


Der Mäzenatenkreis „Freunde des Kunstpalastes“ ging noch vor der Eröffnung über die Messe, um über Ankäufe für das Düsseldorfer Museum zu entscheiden. Fündig wurden sie unter anderem bei der Wiener Galerie Krobath. Hier erwarben sie Werke der in Berlin lebenden Malerin und Performance-Künstlerin Sophia Süßmilch, Jahrgang 1983. Die frechen, ironischen Gemälde mit Anklängen an Surrealismus, Folk- und Outsider Art bezeichnet ihr ehemaliger Lehrer Stephan Huber als „Psycholandschaften“. „Sophia Süßmilch ist genderaffin und politisch unkorrekt, unideologisch und feministisch, platt und heroisch, geschmacklos und bezaubernd, Biene Maja und Poison Ivy“, so Huber in einem Katalogbeitrag. Süßmilchs Gemälde in verschiedenen Formaten verlangen zwischen 2.000 Euro und 7.000 Euro.

Außerdem am Stand von Krobath: elegante Collagen der ebenfalls in Berlin lebenden, 1970 geborenen Katja Strunz. Sie bestehen aus gefalteten Fragmenten, die die Künstlerin aus gebrauchten Büchern und Bildbänden entnimmt. Vielfach finden sich Bezüge zur Klassischen Moderne und schwarz-weißer Landschafts- und Wolkenfotografie. Katja Strunz dazu: „Die Collagen sind eigenständige Arbeiten und manchmal auch Vorskizzen oder Grundlage für mein skulpturales Werk. Ich arbeite mit Dreiecken, Splittern oder Fragmenten, die sich wie zufällig zusammenfinden.“ (Collagen 4.000 Euro bis 5.000 Euro).

Krobath teilten sich einen der sechs unter dem Label „Shared Booth“ firmierenden Gemeinschaftsstände auf der Art Düsseldorf mit der Hamburger Galerie Karin Günther. Diese zeigte neben Stefan Marx, Edith Dekyndt und Markus Amm auch atelierfrische Arbeiten des Hamburger Malers Michael Bauch, Jahrgang 1951. Seine neuesten abstrakten Gemälde und Stoffbilder sind ebenso simpel wie faszinierend. Durch geschickte Drehung des Pinsels entstehen quasi aus dem Handgelenk unzählige übereinander gelegte Farbkreise. Bauch dynamisiert seine Bilder durch präzis gesetzte Auslassungen, die die teils leuchtenden, monochromen Stoffuntergründe zum Vorschein kommen lassen (Preise 8.000 Euro bis 9.500 Euro).

Einen weiteren Gemeinschaftsstand teilten sich die beiden Berliner Galerien PSM und Klemm’s und richteten den Künstlern Alexej Meschtschanow und Ariel Reichman unter dem Titel „I Am (Not) Safe“ eine Duopräsentation aus. Der 1973 in Kiew geborene Ukrainer Meschtschanow hat 2008 seinen Meisterschülerabschluss bei Timm Rautert an der HGB Leipzig absolviert. Er war sowohl mit skulpturalen Arbeiten als auch mit Wandobjekten bei Klemm’s vertreten. Seine Werkgruppe aus der „Glass Crash-Serie“ besteht aus Found Footage-Fotografien hinter dickem Glas, die er mit industriell anmutenden Fixierungen aus Stahl und Verschraubungen so stark unter Spannung setzt, dass das Glas an bestimmten Stellen springt. Er selbst sagt dazu: „Meine mechanischen Halterungen sind nicht bösartiger Natur, sondern in erster Linie als Maßnahmen der Nobilitierung gedacht. Sicherlich müssen die Objekte unter der zusätzlichen Belastung leiden, aber am Ende sind es meine eisernen Anfügungen, die sie dem Zahn der Zeit entreißen.“ Die Arbeiten von Alexej Meschtschanow kosten zwischen 9.000 und 13.000 Euro.

PSM-Galeristin Sabine Schmidt setzte auf den 1979 geborenen, in Berlin lebenden israelischen Künstler Ariel Reichman, der in der Klasse von Hito Steyerl studiert hat. In seinen Bleistiftzeichnungen aus der Folge „This is worse (Pre/Post Desasters of War)“ hat er sich auf Francisco de Goyas berühmte Grafikserie „Los Desastres de la Guerra“ bezogen. Doch während bei Goya die gemarterte Kreatur im Vordergrund steht, beschränkt sich Reichman auf die landschaftlichen Hintergründe. Ausgehend von einer Ehrennadel des israelischen Militärs, erweitert Reichman auf seinem Gemälde „War of exaustion“ von 2021 den darauf verwendeten Farbcode zu einer großformatigen minimalistischen Abstraktion. Reichmans sensible künstlerische Reflexionen über den Krieg sind nicht zuletzt das Resultat seiner eigenen verstörenden Erfahrungen als ehemaliger Soldat der israelischen Armee. Seine Ambivalenzen von Schönheit und Gewalt sind zwischen 2.000 Euro und 40.000 Euro zu haben.

Der Düsseldorfer Galerist Rupert Pfab war mit dem Verlauf der Art Düsseldorf sehr zufrieden. „Wir haben hier ein gutes, gehobenes Publikum“, so seine Beobachtung. „Neben einigen belgischen und niederländischen Sammlern kommt auch das Düsseldorfer Bürgertum, das sich zur Messe bekennt und hier auch kauft. Das Areal Böhler macht Spaß, besonders das Tageslicht in den beiden Hallen.“ Rupert Pfab wurde an allen Messetagen Arbeiten los und konnte gute Kontakte knüpfen. Besonders nachgefragt bei ihm waren feine, objekthafte Papierarbeiten von Astrid Busch, Jahrgang 1968. Ebenfalls ein Hingucker: die präzise, hyperrealistische Malerei des 1981 geborenen Düsseldorfers Matthias Wollgast, der in seinem kleinformatigen Gemälde „Alter Schall. Neuer Rauch“ von 2023 humorvoll den Streit zwischen dem Maler Neo Rauch und dem Kritiker Wolfgang Ullrich aufgreift. Arbeiten von Matthias Wollgast rangieren zwischen 2.200 Euro und 5.500 Euro.

Aus Berlin war die auf konzeptuelle Fotografie spezialisierte Galerie Persons Projects angereist. Besonders gut ließen sich die Farbaufnahmen aus der zwischen 1978 und 1985 entstandenen „Chroma-Serie“ des von Timothy Persons wiederentdeckten Künstlers Grey Crawford an. Der 1951 geborene Crawford gilt als einer der Pioniere der konzeptuellen Farbfotografie. Beeinflusst durch die Farbkonzepte des mexikanischen Architekten Luis Barragán, machte er sich in den 1970er Jahren in seiner Heimatstadt Los Angeles auf die Suche nach Murals der Chicano-Bewegung am Rande der Los Angeles Freeways. Durch eine spezielle Maskentechnik gelingt es ihm, seine Aufnahmen aus dem Stadtraum im Labor mit geometrischen Bildelementen zu ergänzen und so zu fotografisch-malerischen Hybriden mit großer Leuchtkraft zusammenzufügen. Timothy Persons lobte das hohe intellektuelle Niveau des Düsseldorfer Publikums, das sich besonders für konzeptuelle Arbeiten interessiert: „Sie kommen am Eröffnungstag, machen ihre Hausaufgaben, und kommen dann wieder, stellen gezielte Fragen und kaufen idealerweise nicht nur Einzelwerke, sondern ganze Werkgruppen.“

Die Düsseldorfer Galerie Van Horn hatte neben einem großen Gemälde des neu ins Programm aufgenommenen österreichisch-israelischen Künstlerpaars Markus Muntean und Adi Rosenblum eine auf den ersten Blick streng minimalistisch wirkende Wandarbeit des Düsseldorfer Bildhauers Stefan Wissel aufgehängt. Das Objekt aus gefundenen Aluminiumprofilen stammt aus der Serie „Statics of Sensation“ des 1960 geborenen Konzeptkünstlers. Was aussieht wie ein zufällig aus dem Altmetallcontainer gefischter Gegenstand, erweist sich bei näherem Hinschauen jedoch als sorgfältig komponiertes Ganzes mit unterschiedlich beschaffenen Oberflächen, die teilweise durch aufwändige Pulverbeschichtungen veredelt worden sind. Wissels Arbeiten sind zudem häufig autobiografische Bezüge und emotionale Aufladungen eingeschrieben, die sich den Betrachter*innen jedoch erst nach eingehenderer Beschäftigung offenbaren. Das Objekt aus dem Jahr 2020 war für 18.000 Euro im Angebot.

Besonders entspannt gab sich Gerd Harry Lybke von der Galerie Eigen + Art aus Leipzig und Berlin mit seiner Solo-Schau von Birgit Brenner. Wandmalerei, Zeichnungen, installative Arbeiten und drei Stop-Motion-Filme, die auf Zeichnungen basieren, vermittelten einen umfassenden Eindruck vom Schaffen der 1964 geborenen Künstlerin. Im Vorfeld einer anstehenden größeren Präsentation in einem rheinländischen Museum setzte Lybke auf Brenner. „Das Geld, um die Messe zu machen, haben wir vorher verdient“, sagt er schmunzelnd. Dennoch gelangen ihm auch noch einige Verkäufe vor Ort, wobei er die einzelnen Arbeiten Brenners mit 3.000 Euro bis 50.000 Euro veranschlagt hatte.

Erstmals an der Art Düsseldorf nahm die Galerie Green on Red aus Dublin teil. Galerist Jerome O’Drisceoil hatte unter anderem die auf einer Performance basierende fotografische Serie „Blue Pigment Hands“ von Nigel Rolfe, Jahrgang 1950, mit an den Rhein verfrachtet. Der in Irland lebende Brite Rolfe gilt als einer der Pioniere der Live-Performance. Die Serie aus dem Jahr 2010 entstand nach einem Besuch im Konzentrationslager Majdanek. Der Einsatz von blauen Pigmenten bezog sich darauf, dass bei der Herstellung des in den Konzentrationslagern eingesetzten tödlichen Gifts Zyklon B als Nebenprodukt der synthetische Farbstoff „Berliner Blau“ abfiel, der wiederum auch dem Blau auf der Europa-Flagge ähnelt (Fotografien je 3.000 Euro, Auflage: 5).

In der Koje von KOW aus Berlin stachen die Fotografien aus der Serie „The Fall“ von Tobias Zielony hervor, die der 1973 geborene Berliner in den letzten fünf Jahren in verschiedenen Ländern wie Japan, Korea oder Malta geschossen hatte. Anders als in früheren Werkreihen gelingt es Zielony hier, in eindrücklichen Bildern allgemeingültige Erzählungen von Jugend, nächtlicher Urbanität und individueller Gefühlswelt zu kreieren. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen verleibte sich zwei Bilder Zielonys für ihre Sammlung in K21 ein. Außerdem offerierten KOW eine ältere fotografische Arbeit des Künstlerduos Michael Clegg und Martin Guttmann. In dem Stillleben einer wissenschaftlichen Bibliothek mit zahlreichen Architekturtiteln von 2001 untersuchen die beiden, wie man Wissen ordnet. Erst auf den zweiten Blick erkennt man auf dieser frühen digitalen Collage nach und nach Unschärfen, Wiederholungen und Doppelungen. Doch genau das macht den Reiz dieser großformatigen Fotografie aus. Schließlich erinnerten noch drei Schwarz-Weiß-Fotografien des spanischen Künstlers Santiago Sierra an ein Projekt, das er im Jahr 2005 in der Kestner Gesellschaft Hannover realisiert hat. Damals ließ er den Schlamm des während des Nationalsozialismus von Zwangsarbeitern künstlich angelegten Maschsees in die Kunstvereinsräume pumpen. Das Ergebnis dieser spektakulären Aktion mit dem Titel „Haus im Schlamm“ ist auf den Bildern dokumentiert.

Am Gemeinschaftsstand der beiden Münchner Galerien Sperling und Jo van de Loo standen die Zeichen auf figurative Malerei. Sperling hatte unter anderem farbige Papierarbeiten des 1980 geborenen Schotten Andrew Gilbert nach Düsseldorf gebracht. Gilbert kombiniert Acryl, Fineliner und Aquarellfarben für seine humorvollen farbintensiven Darstellungen von historischen Figuren und fiktiven Elementen, verwendet dabei Zitate aus Literatur und Popkultur und verleiht ihnen gesellschaftskritische Anklänge (Preise 3.200 Euro bis 5.200 Euro). In der Koje hingen Gilberts Arbeiten den detailreichen Tuschezeichnungen des von Jo van de Loo repräsentierten, 1982 geborenen Andreas Chwatal gegenüber, die Landschaftsszenen, Selbstinszenierungen des Künstlers und menschliche Abgründe zu stimmigen Bildwelten verweben (Preise 2.500 Euro bis 7.000 Euro). Jo van de Loo setzte zudem auf Ölgemälde der in Berlin lebenden Künstlerin Monika Michalko, Jahrgang 1982, in unterschiedlichen Formaten. Die an der HFBK Hamburg bei Norbert Schwontkowski ausgebildete Malerin besticht mit magisch-poetischen Traumwelten, angereichert mit Pflanzen, Tieren, folkloristischen Motiven, Wunderkammerelementen und Märchengestalten (Preise 3.500 Euro bis 20.000 Euro).

In diesem Jahr konnten viele der deutschen Teilnehmer*innen der Art Düsseldorf noch von dem während der Corona-Pandemie aufgelegten Programm Neustart Kultur der Staatsministerin für Kultur und Medien profitieren. Ein Teil der Standmieten wurde übernommen, so dass auch kleinere Galerien ihre Auswahl an Kunst auf ausreichend Fläche dem Publikum vorführen konnten. Das Programm Neustart Kultur wird jedoch am 30. Juni beendet. Welche Auswirkungen die Einstellung auf die sechste Ausgabe der Art Düsseldorf und andere Kunstmessen haben wird, ist derzeit ungewiss.

Kontakt:

Art.Fair International GmbH

Altenburgerstraße 36

DE-50678 Köln

Telefon:+49 (0221) 56 910 911

Telefax:+49 (0221) 56 910 912

E-Mail: contact@art-fair.de

Startseite: www.art-fair.de

www.art-dus.de



04.04.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Nicole Büsing & Heiko Klaas

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Katharina Fritsch, Pudel, 1995

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